„Pendler*innen können die Frühschicht nicht erreichen und sind deswegen auf das Auto angewiesen.“ – das war rund um den Bürgerentscheid Talavera ein zentrales Argument für die Kostenfreiheit des Parkens.
Ein Großteil der Menschen im Landkreis hat keinen Frühbus
Wir haben das Argument überprüft und festgestellt, dass im Landkreis Würzburg bisher rund 70.000 Menschen mit dem Bus oder der Bahn an Werktagen deutlich vor 6 Uhr den Busbahnhof erreichen können. Das Kriterium „deutlich vor 6 Uhr“ haben wir gewählt, damit noch genug Zeit ist, um mit der Straßenbahn oder den Stadtbuslinien zum Arbeitsplatz zu fahren bzw. sofern er in Bahnhofsnähe liegt, dorthin zu laufen. Die anderen gut 90.000 Einwohner*innen im Landkreis können dies nicht.
Diejenigen Gemeinden, von denen aus die Frühschicht erreichbar ist, sind insbesondere diejenigen, die die WSB früher bedient hat (z.B. Höchberg, Zell am Main, Veitshöchheim oder Gerbrunn) sowie Kommunen an den Bahnlinien (z.B. Bergtheim oder Rottendorf). Andere Gemeinden bleiben außen vor – das gilt insbesondere für den südlichen Landkreis, aber auch für große, stadtnahe Gemeinden wie Waldbüttelbrunn, Estenfeld oder Eisingen. An Samstagen ist die Lage übrigens deutlich schlechter und noch weniger Menschen können die Stadt deutlich vor 6 Uhr erreichen.
Glaubwürdigkeit der CSU? Eher gering
Die Kritik, die Frühschicht sei mit dem ÖPNV nicht gut genug erreichbar, war also gerechtfertigt. Spannend ist, dass diese Kritik von der CSU kam, die wiederum im Landkreis seit Jahrzehnten genau dieses Problem sehr einfach und zügig hätte beheben kommen. Ebenso spannend ist, dass Landrat Eberth (CSU) noch in einer Vorlage für die Kreistagssitzung am 10.10.2022 äußerte, der ÖPNV im Landkreis sei auch für kleinere Orte ausreichend gut. Man fragt sich schon, was die CSU jetzt eigentlich wirklich vom ÖPNV im Landkreis hält. Dies zeigt erneut, dass die CSU sich die Argumente so hindreht, wie sie es braucht, um klimafreundliche Mobilität zu verhindern und die Abhängigkeit der Menschen vom Auto zu zementieren.
Wir lösen das Problem!
Wir GRÜNE in Stadt und Landkreis wollen nicht so viel lamentieren, sondern lieber endlich das Problem lösen. Deswegen haben wir gemeinsam mit einigen anderen Fraktionen im Stadtrat Würzburg für den interkommunalen Ausschuss beantragt, dass WSB und Kommunalunternehmen das Problem bis 31.12.2024 beheben sollen. Dies würde bedeuten, dass auf den bestehenden Linien, auf denen keine Frühfahrten angeboten werden, diese in den Fahrplan eingefügt werden. Für kleinere Orte kann das auch eine Rufbusverbindung zum nächsten Bahnhof sein. Zudem sollte mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft geklärt werden, dass auf allen Bahnstrecken nach Würzburg auch früh genug Züge fahren. Neben dem Hauptbahnhof sollte es auch an anderen Stellen noch Umstiegspunkte geben, um die Fahrt zur Arbeit weiter zu verkürzen und angenehmer zu machen.
Wir hoffen sehr, dass unser Antrag Mehrheiten findet, um den Menschen einen besseren ÖPNV im Landkreis zu ermöglichen.
Hier kann der Antrag eingesehen werden.