Interkommunaler Ausschuss vom 19. Dezember 2022

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In seiner Dezember-Sitzung befasste sich der interkommunale Ausschuss vor allem mit unterschiedlichen ÖPNV-Themen.

Anschlusssicherung und Umstiegsbeziehungen

Schon im April hatten wir einen Antrag gestellt, der sowohl technische Maßnahmen als auch Verbesserungen bei der Abstimmung der Fahrpläne der Bus- und Straßenbahnlinien vorsah, um Umstiegsbeziehungen zwischen Bus und Bahn zu verbessern. Die technischen Maßnahmen, vor allem Verbesserungen bei der Übermittlung der Echtzeitdaten, wurden inzwischen größtenteils umgesetzt.

Die Abstimmung der Fahrpläne lässt allerdings weiterhin zu wünschen übrig. An vielen Stellen sind sinnvolle Umstiege zwischen Landkreisbussen, Straßenbahnen und Stadtbussen sowie den Zügen der DB nicht möglich und es entstehen unnötige Warteizeiten. Hier einige Beispiele:

  • Der ICE 782 kommt jeden Tag um 20:25 Uhr von München kommend am Hauptbahnhof in Würzburg an. Der Bus der Linie 472 Richtung Böttigheim fährt ebenfalls um 20:25 Uhr am HBF ab. Ein Anschluss besteht somit nicht; für Fahrgäste nach Waldbüttelbrunn entsteht eine Wartezeit von über einer Stunde (jedenfalls, wenn man nicht von der Neubergstraße aus über einen Kilometer durch den Ort laufen möchte), für Fahrgäste nach Helmstadt sogar über zwei Stunden. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass es bis vor einiger Zeit noch einen Bus nach Waldbüttelbrunn um 20:35 Uhr gab und die Busse nach Waldbüttelbrunn auch in anderen Zeitlagen um X:35 Uhr starten. Hier konnte bzw. kann der Anschluss vom Fernverkehr kommend erreicht werden.
  • Die Straßenbahn der Linie 4 kommt werktags um 15:54 und 16:54 Uhr am Bürgerbräu an. Der Bus der Linie 522, der an der Haltestelle Bürgerbräu beginnt, verlässt die Haltestelle jedoch bereits um 15:53 und 16:53 Uhr. Ein Umstieg aus der Innenstadt kommend in diesen Bus ist somit nur mit einer unnötigen Wartezeit von 14 Minuten möglich. Von Seiten des Kommunalunternehmens wird immer angegeben, dass die Fahrgäste keinen Umstieg am Bürgerbräu wünschen. Bei diesem Fahrplan ist der Wunsch der Fahrgäste jedoch auch nicht verwunderlich.
  • Der Bus der Linie 19 von Güntersleben kommt sonntags zwischen 09:38 Uhr und 19:38 Uhr immer stündlich zu dieser Minute am HBF an. Ebenfalls stündlich fahren die Regionalexpresslinien nach Bamberg, Stuttgart, Frankfurt, Treuchtlingen/München und Nürnberg am HBF ab, und zwar zwischen X:38 Uhr und X:41 Uhr. Ein Erreichen dieser Züge zur selben Zeitlage ist mit der Linie 19 nicht möglich. Es entsteht eine Wartezeit von rund einer Stunde. Vonseiten des Kommunalunternehms wird immer angeführt, dass die Busse bis zum HBF verkehren müssten, damit dort ein Umstieg zur DB möglich ist. Dieses Argument ist nachvollziehbar, wird durch einen solchen Fahrplan allerdings in gewisser Weise ad absurdum geführt.
  • Möchte man von Höchberg/Hexenbruch kommend in die Aumühle bzw. Lengfeld fahren (dort gibt es viele große Arbeitgeber, z.B. Brose mit 1500 Arbeitsplätzen) und dort kurz nach 9 Uhr ankommen, so kommt der Bus der Linie 18 um 9 Uhr am HBF an und um ebenfalls 9 Uhr fährt der Bus der Linie 20 Richtung Aumühle weiter. So ein Umstieg ist in der Realität nicht zu schaffen. Wird der Anschluss verpasst, so ensteht – je nach Fahrtziel – eine unnötige Wartezeit von 15 bis 30 Minuten. Ähnliche Situationen mit unnötigen Wartezeiten gibt es auf dieser Verbindung immer wieder, z.B. aufgrund der Inkompatibilität des 20-Minuten-Takts der Linie 20 und des 30-Minuten-Takts der Linie 18 am Nachmittag.
  • Möchte man von Waldbüttelbrunn nach Kürnach fahren und gegen 8 Uhr in Waldbüttebrunn aufbrechen, so wartet man am HBF 31 Minuten auf seinen Anschluss. Bricht man gegen 9 Uhr auf, wartet man 1 Minute auf den Anschluss (was in der Realität schwer zu schaffen sein dürfte). Bricht man kurz nach 7 auf, so beträgt die Wartezeit 25 Minuten. In allen drei Fällen ist die Umstiegssituation für die Fahrgäste sehr unbefriedigend.

Aus unserer Sicht besteht hier erheblicher Verbesserungsbedarf. Nachdem mein grüner Stadtratskollege Niklas Dehne und ich den Vorschlag gemacht hatten, eine gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen WSB und APG zur Überarbeitung der Vorschläge zu bilden, einigte sich der IKA darauf, dass WSB und APG in der nächsten Sitzung einen ausführlichen Bericht zum Thema abgeben und mögliche Lösungsvorschläge präsentieren sollen.

Frühbusse im Landkreis

Um die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze in der Stadt für Landkreisbewohner*innen zu verbessern, hatten wir gemeinsam mit anderen Parteien einen Antrag gestellt, mehr Frühbusse im Landkreis einzurichten. Rund 90.000 Menschen im Landkreis fehlt eine Verbindung, mit der sie ihren Arbeitsplatz in der Stadt bis 6 Uhr frühs erreichen können. Auch die ersten Fernverkehrsverbindungen Richtung Frankfurt und München können nicht erreicht werden. Unser Antrag lautete deswegen, allen Menschen eine solche ÖPNV-Verbindung zu ermöglichen – in den größeren Gemeinden per Bus oder Zug, in den kleineren Gemeinden per Rufbus zum nächsten Bahnhaltepunkt oder zur nächsten Busverbindung.

In der Debatte zeigte sich wieder einmal, dass insbesondere die CSU keinerlei tatsächliches Interesse am ÖPNV-Ausbau hat. Das ist umso paradoxer, als dass die CSU im Sommer, als es um die Bepreisung der Talavera ging, noch gefordert hatte, den ÖPNV auszubauen. Dieses Argument erweist sich letztlich als das, was es schon immer war: eine Nebelkerze. So erklärte Stadtrat Wolfgang Roth (CSU), es könne nicht das Ziel sein, alle Arbeitsplätze mit einer guten Verbindung an den ÖPNV anzuschließen. Kreisrat Jürgen Götz (CSU) sagte, ein Ausbau des ÖPNVs sei zu teuer (dass im Landkreis jedes Jahr bis 2025 rund 7 Millionen € in Straßenausbau investiert werden sollen, hat er komischerweise noch nie kritisiert). Kreisrat und MdB Paul Lehrieder (CSU) äußerte, man könne nicht alle kleinen Gemeinden mit einem stündlichen ÖPNV versorgen. Die Leute sollten lieber mit dem (Elektro-)Auto zur Talavera fahren und dort parken (ja, das hat er wirklich gesagt). Landrat Thomas Eberth (CSU) nannte unseren Antrag “egoistisch” (warum auch immer, den Landkreisbewohner*innen würde eine Umsetzung am meisten helfen. Ist es egoistisch, sich für das Wohl der eigenen Bürger*innen einzusetzen?).

So peinlich und blamabel diese Haltung ist, so gefährlich ist sie auch: solange wir nicht einen ÖPNV bieten, auf den man gerne umsteigt, werden wir die Nutzung des Autos und damit den CO2-Ausstoß kaum reduzieren können. Zur Einhaltung des Pariser Abkommens muss der Autoverkehr um rund 50 % reduziert werden. Bei den gut im ÖPNV “bündelbaren” Pendelverkehren ist besonders viel zu holen. Wir müssen hier anfangen und solange selbst große Gemeinden wie Waldbüttelbrunn oder Estenfeld keinen Frühbus haben, ist die Situation mehr als unbefriedigend. In der Sitzung wurden keine Beschlüssen gefasst, da der Ausschuss beratende Funktion hat, aber wir haben unsere Position mehr als deutlich gemacht und hoffen jetzt auf eine positive Beschlussfassung in den zuständigen Gremien.

Park and Ride

Nachdem es in den letzten Jahren immer wieder Debatten um den Ausbau von Park-and-Ride im Landkreis gab, hatten ÖDP und FDP gemeinsam einen Antrag in Stadtrat und Kreistag gestellt, einen Zweckverband zu gründen, um den Ausbau voranzutreiben.

In der Kreistagssitzung im Oktober hatte sich Landrat Eberth klar gegen einen Ausbau positioniert. Nun zeigte er sich offener, jedoch klang es immer noch nicht so, als würde er das Vorhaben wirklich unterstützen. Vertreter*innen eigentlich aller Parteien sprachen sich für P&R aus, auch Vertreter der CSU. Nur der Vorsitzende des Kommunalunternehmens, Alexander Schraml, wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Er warf mir dabei sogar vor, im Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens für den von mir in der jetzigen Sitzung kritisierten Beschluss des KUs zum Thema gestimmt zu haben; dies ist jedoch nicht korrekt, ich habe dagegen gestimmt. Es ist sehr schade und gleichzeitig bezeichnend, dass man in der Debatte wohl Falschbehauptungen als “Argument” anbringen muss, weil man keine anderen Argumente hat.

Letztlich wurde auch hier nichts abgestimmt, aber man war sich zumindest im Gremium einig, dass ein Plan für den Ausbau von P&R entworfen und vorangetrieben werden sollte. Ich bin gespannt, ob diese Zieldefinition jetzt – so wie von mir gefordert – endlich mit Nachdruck vorangetrieben wird.

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