Wie ein besserer ÖPNV für Waldbüttelbrunn aussehen könnte

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Alle 10 Jahre schreibt das für den ÖPNV im Landkreis Würzburg zuständige Kommunalunternehmen die Konzessionen für die ÖPNV-Linien im Landkreis neu aus. Die Linien werden nicht alle zum gleichen Zeitpunkt vergeben; in Kürze beginnt die Ausschreibungsphase für das Linienbündel 471/472, das die Ortsteile Waldbüttelbrunn, Helmstadt, Neubrunn, Holzkirchhausen und Böttigheim sowie Teile von Höchberg bedient.

Warum Waldbüttelbrunn im Vergleich einen sehr schlechten ÖPNV hat

Grund genug, sich das ÖPNV-Angebot in der Gemeinde Waldbüttelbrunn genauer anzusehen, vor allem auch im Vergleich zu anderen Gemeinden mit ähnlichen Rahmenbedingungen (z.B. Kürnach oder Margetshöchheim, die ähnlich groß und weit weg vom Stadtkern sind).

Wer das tut, stellt fest: die genannten Gemeinden haben ein zum Teil viel besseres Angebot als Waldbüttelbrunn. Während hier an Werktagen ein Stundentakt gefahren wird, der am Nachmittag auf einen Halbstundentakt verstärkt wird, und am Wochenende ein Zweistundentakt, der teilweise auf einen Stundentakt verstärkt wird, hat zum Beispiel die Gemeinde Kürnach an Werktagen weitgehend einen Halbstundentakt und am Wochenende einen Stundentakt, der am Samstag Nachmittag auf einen Halbstundentakt verstärkt wird.

Gleichwertige Lebensverhältnisse für alle!

Natürlich soll Kritik an diesem Zustand nicht aus Neid auf andere Gemeinden motiviert sein – es ist sehr gut, dass andere stadtnahe Gemeinden ein gutes ÖPNV-Angebot haben. Aber es kann nicht sein, dass so offensichtlich und absichtlich wie hier unterschiedliche Lebensverhältnisse in absolut vergleichbaren Kommunen geschaffen werden. Dabei soll der Staat gemäß Art. 3 der bayerischen Verfassung gleichwertige Lebensverhältnisse fördern und sichern. Das ist hier erkennbar nicht der Fall.

Die Qualität des ÖPNVs im Landkreis wird maßgeblich durch die „Rahmenvorgaben für den ÖPNV“, die durch den Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens (in dem ich Mitglied bin), beschlossen werden, bestimmt. Um für eine Angleichung der Lebensverhältnisse zu sorgen, hat der Gemeinderat Waldbüttelbrunn beschlossen und beim Kommunalunternehmen beantragt, dass das Angebot des ÖPNVs in Waldbüttelbrunn auf das Niveau von Kürnach angehoben werden soll. Am 17. April wird darüber im Verwaltungsrat abgestimmt.

Wie ein besserer ÖPNV aussehen könnte…

Einige werden nun einwenden, dass das ja viel zu teuer wäre und man ja derzeit sparen müsse. Doch einerseits geht es hier ums Prinzip, denn vergleichbare Gemeinden dürfen nicht unterschiedlich gut gestellt sein. Und andererseits wäre eine Erhöhung des Angebots gar nicht mal so teuer. Ich habe eine lange Analyse erstellt und einen verbesserten Fahrplan durchgerechnet, um zu ermitteln, wie viel Mehraufwand an Fahrten notwendig wäre, um ein mit Kürnach vergleichbares Angebot zu erhalten.

…wie viel das kosten würde…

Long story short: der Aufwand wäre werktags kaum der Rede wert und an Wochenenden zwar spürbar, aber doch überschaubar. Insgesamt handelt es sich um 16 zusätzliche Fahrten pro Woche, bei einem derzeitigen Gesamtaufwand von wöchentlich 112 Fahrten durch den Landkreis Würzburg. Das Angebot würde sich dadurch aber fast verdoppeln. Gleichzeitig würden die Anschlüsse zur Bahn am Würzburger HBF gesichert und auch die wichtige Umstiegshaltestelle „Sanderring“ erschlossen. Wie ist das möglich?

…und warum der bisherige Fahrplan das nicht leistet

Die Antwort ist, dass der derzeitige Fahrplan voll mit handwerklichen Fehlern, Redundanzen und überkommenen „Fahrplantraditionen“ ist, sodass die vorhandenen Ressourcen nicht optimal ausgenutzt werden können. Auch werden Synergieeffekte mit der vom Landkreis Main-Spessart verantworteten Linie 633 derzeit nur ungenügend genutzt.

Allein mit den bisher bereits investierten Ressourcen ließe sich so ein Fahrplan herstellen, der den Takt erheblich verbessert und mit verbesserten Umstiegsbeziehungen mehr Fahrtmöglichkeiten schafft.

Die Bürger*innen sind für Verbesserungen – was macht das Kommunalunternehmen?

Aus meiner Sicht steht der Verwaltungsrat in der Pflicht, für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen. Das allermindeste sollte deswegen die Umsetzung eines Fahrplans sein, der für die Fahrgäste aus den vorhandenen Ressourcen das bestmögliche Angebot herausholt. Jedoch sollte auch ernsthaft über eine vollständige Angleichung an Kürnacher Verhältnisse diskutiert werden, auch wenn das Geld kostet. Das sollten uns zufriedene Fahrgäste in Waldbüttelbrunn und der von der Taktverbesserung zu erwartende verstärkte Umstieg vom Auto auf den ÖPNV wert sein.

Dass eine solche Verbesserung gewünscht ist, zeigt die Tatsache, dass über 450 Bürger*innen für eine Verbesserung unterschrieben haben – das Kommunalunternehmen sollte entsprechend handeln!

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